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Predigt der „ORF-Radio-Ostermesse“

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Familien, Kinder und Jugendliche hier in unserer Stadtpfarrkirche von Zwettl! Liebe Mitfeiernde, die ihr mit uns über das Radio ‚live‘ verbunden seid!

Liebe große und umspannende Oster-Gottesdienstgemeinde! 

Eine neue Zeit hat begonnen!

  • weltlich, weil wir in der Nacht die Uhr, eine Stunde nach vorgestellt haben, uns nun in der Sommerzeit befinden!

Eine neue Zeit hat begonnen!

  • geistlich-religiös: das dürfen wir als Christinnen und Christen auf der ganzen Welt mit dem heutigen Osterfest begehen. Eine neue Zeit hat begonnen, die Osterzeit, die Zeit in der wir die Auferstehung Jesu Christi feiern! 

Das Hochaltarbild in unserer Zwettler Stadtpfarrkirche zeigt uns ein LEERES Grab! Es ist nicht das Grab Jesu, es ist das leere Grab der Gottesmutter Maria – die Apostel schauen verblüfft in das mit Blumen gefüllte Grab – und sie, die Erlöste schwebt, begleitet von kleinen Engeln, hinauf in den Himmel. Mariä Aufnahme in den Himmel, ist das Patrozinium unseres Zwettler Gotteshauses: Was für ein großes Hoffnungs-Bild – im wahrsten Sinn des Wortes! Aber: Woher stammt diese große Hoffnung, dass das von Gott geschenkte Leben stärker ist als der menschliche Tod?  

Heute, meine Lieben, am Ostersonntag geht es um das ERSTE leere Grab, um das Grab Jesu, des Sohnes der Gottesmutter. Sein leeres Grab betrachten wir heute. Auch zu seiner Grabstätte kamen die Apostel und suchten ihn, zuvor aber „Ladies first“ kamen die Frauen an sein Grab: Maria von Magdala, so haben wir es im Evangelium eben gehört, sie wird die erste Oster-Zeugin sein! Was für eine Auszeichnung!

Es ist auch unsere Erfahrung, liebe Schwestern und Brüder, bei Särgen, Urnen und an den Gräbern unserer Liebsten zu stehen! 

Bei einem Begräbnis habe ich folgende Worte gehört, und sie berühren mich bis in diesen Ostergottesdienst hinein:

„Wenn der Tote schweigt,

die Menschen/Hinterbliebenen um Worte ringen,

hat Gott das Sagen!“

Was Gott uns heute zu sagen hat, uns durch diese neue Zeit, die Osterzeit sagen möchte, haben wir in den Lesungen und im Evangelium gehört:

In der Apostelgeschichte (Apg 10,34a.37-43) haben wir die Predigt des Apostels Petrus gehört. Er erinnert seine Zuhörer an seine Erlebnisse mit Jesus. Angefangen in Galiläa: Jesu Taufe, Jesu Botschaft und Jesu Heilungskraft. „Wir“ sind Zeugen, so predigt Petrus, für seinen Tod „am Pfahl“ (=Kreuz) und seine Auferstehung am dritten Tag. Petrus und die Jünger sie wollen „Zeugen“ sein, ihr Bekenntnis ablegen für das erlösende Heilwirken Jesu!

Mit Petrus, den Aposteln und den vielen Menschen in der Nachfolge Jesu die Jahrhunderte hindurch, dürfen auch wir unser Zeugnis ablegen, dass Gott stärker ist der Tod, dass ER das letzte Wort hat.

Im Brief des Apostel Paulus an die Kolosser (Kol 3,1-4) lesen wir von der großartigen, alles verändernden Berufung der Christen: „Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem was oben ist!“. Was für eine Zusage, liebe Schwestern und Brüder, eine Gabe und Auf-Gabe zugleich.

Wer als Christ/in lebt, dem muss man es an der „Nasenspitze“ ankennen, dass er NEUES, ewiges Leben in sich trägt!

Im Osterevangelium nach Johannes (Joh 20,1-9) wird uns von Maria aus Magdala, der „Apostolin der Apostel“ berichtet, wie sie tieftrauernd zum Grab Jesu geht und dort den Stein vom Grab weggenommen sah. Mit der Botschaft des leeren Jesus-Grabes läuft sie zu den Jüngern. Petrus und Johannes machen dann ihren „Lokalaugenschein“. Vom Jünger Johannes heißt es: Er sah (das leere Grab) und glaubte! Auch ich wünsche uns solche „Osteraugen“, dass auch wir das leere Grab sehen und an seine Auferstehung glauben! Und das seine Auferstehung auch uns miteinschließt! Der ALLES verändernde Moment in der Weltgeschichte! 

Ich wünsche uns Osteraugen,

die im Tod bis zum Leben sehen,

in der Schuld bis zur Vergebung,

in der Trennung bis zur Einheit,

in den Wunden bis zur Heilung. 

Ich wünsche uns Osteraugen,

die im Menschen bis zu Gott,

in Gott bis zum Menschen,

im ICH bis zum DU

zu sehen vermögen.

Und dazu wünsche ich uns

alle österliche Kraft und Frieden,

Licht, Hoffnung und Glauben,

dass das Leben stärker ist als der Tod.

(Text „Ich wünsche uns Osteraugen“ – Bischof Klaus Hemmerle)

Foto: Kirchenfenster, Bründl-Kapelle in Zwettl, 2024, M.S.

HIER können Sie den Gottesdienst „nach-hören“: https://religion.orf.at/radio/stories/3224035

Foto: Anita Altmann – Danke!